Magische Rauhnächte

Rauhnächte: Eine Zeit zwischen den Welten. Woher stammen sie, was sind die Bräuche?

Magie der Raunächte

In vielen nordischen und slawischen Kulturen gibt es Bräuche und Traditionen, die mit den besonderen Nächten um Jahresende und -anfang verbunden sind – Rauhnächte oder auch Sperrnächte genannt. Worum geht es in diesen zwölf magischen Tagen und Nächten? Wann beginnen sie? Wie kannst du sie für dich zelebrieren?

Ursprung der heiligen zwölf Nächte

Die Rauhnächte gehören zu den Jahreskreisfesten, welche klare Wegmarken durch das Jahr darstellen. Man glaubte an Götter und Dämonen, stimmte diese mit Ritualen und Gaben gnädig, bat um reiche Ernte, Gesundheit und schöpfte daraus Hoffnung, dass alles besser wird.

Die Natur, das Jahr, der Monat, die Woche, der Tag – alle haben einen wiederkehrenden Zyklus, einen Rhythmus. Selbst der Mensch hat einen eigenen Rhythmus – bspw. einatmen/ausatmen.

Die zwölf heiligen Nächte, in denen der Schleier zur Anderen Welt sich lichtet, stammt aus der Differenz zwischen dem Sonnenkalender und dem Mondkalender.

Die Wintersonnenwende (auch Yule oder Thomasnacht) am 21.12. symbolisierte für germanische, keltische und slawische Völker den Beginn der Raunächte. Zur Wintersonnenwende feiern wir die längste Nacht, das Licht kehrt langsam, aber sicher zurück. Sie ist zeitgleich das Ende der «dunklen» Jahreshälfte, welche am 21.6. mit der Sommersonnenwende beginnt. Die Erde atmet aus, die Samen bereiten sich in der Erde darauf vor, gegen das Licht zu spriessen. Uns mag die Bezeichnung «dunkel» unpassend erscheinen und doch werden die Nächte in den Sommermonaten länger, bis – eben zur WintersonnenWENDE. Für die frühere Bevölkerung, vorwiegend Bauern, die abhängig von den angebauten Nahrungsmitteln und ihren Tieren waren, bedeutete die Rückkehr des Lichtes Hoffnung, und die Angst, die Sonne kehre nie wieder zurück, schwand.

Mit der Christianisierung veränderte sich die Bedeutung des Jahreskreisfestes Wintersonnenwende: das «Lichtfest» wurde zu Weihnachten und verschob sich um einige Tage.

Liest man in den verschiedenen Rauhnachtbüchern, so findet man darin meist die Informationen, dass die zwölf heiligen Nächte am 24. Dezember beginnen und am 6. Januar enden. Dies mag wohl im Zusammenhang mit dem heutigen Brauch der Weihnacht zu tun haben und dass wir, oft vermeintlich, mehr Zeit haben. Vielleicht stimmt dies für dich jedoch nicht – so erging es mir zumindest viele Jahre.

Mein Tipp

Horche in dich hinein und entscheide für dich, wann der Beginn dieser zwölf magischen Nächte für dich stimmig ist. Meinerseits begann bereits als Jugendliche die besondere Zeit am 21.12. Damals konnte ich es nicht benennen, der Wunsch nach Rückzug und Ruhe war jedoch sehr stark und Weihnachten konnte ich nicht viel abgewinnen. Mit der Kenntnis der Rauhnächte fand ich eine Erklärung für mein Bedürfnis. Abgesehen davon, ist der Winter – wie von der Natur vorgemacht – generell die Zeit der Innenkehr. Es gilt Kraft zu schöpfen, um sich auf den Frühling vorzubereiten, wenn das Leben überall wieder erwacht.

Woher stammt die Begriffe Rau-, Rauh- oder Sperrnächte?

Hierzu gibt es viele Überlieferungen, je nach Volk und Glauben unterschiedlich:

Abstammung vom Wort Rauch: Es wird geräuchert zur Reinigung, zur Vertreibung von bösen Geistern und Dämonen.

Abstammung vom mittelhochdeutschen Wort «ruch» im Sinne von haarig, pelzig. Hierzu findet man noch viele Traditionen, auch in der Schweiz, wo pelzige Wesen in den Rauhnächten durch die Dörfer ziehen und ihr «Unwesen» treiben.

Der Begriff der Sperrnächte mag daherkommen, dass es in dieser Zeit einiges untersagt, bzw. nicht empfohlen war. Bräuche von damals:

  • Die Arbeit soll ruhen (Felder und Erde wurden nicht bearbeitet)
  • Bei Dunkelheit verliess man das Haus nicht mehr, denn Wotan und sein wildes Heer waren unterwegs. Eine Begegnung mit ihnen galt als schlechtes Vorzeichen.
  • Es wurden Haus, Hof und Stallungen mit Weihrauch und Salbei geräuchert, um Böses und Krankheiten zu verjagen. Die anschliessende Besprengung mit Weihwasser diente dem Schutzsegen (nach der Christianiserung).
  • Wäsche waschen oder gar draussen aufhängen war verboten: Wotan und sein Heer könnten sich darin verfangen.
  • Alle Räder mussten stillstehen, denn auch das Jahresrad stand still
  • Perchta wurde mit Gaben von Milch, Gemüse und Früchte milde gestimmt. Faule soll sie mit Bauchgrimmen und Alpträumen bestraft haben, Fleissige hingegen belohnt.

Was geschieht in den Rauhnächten?

Die Rauhnächte sind eine Zeit, in der der Übergang zwischen dem alten und dem neuen Jahr symbolisiert wird. Sie gelten als Zeitraum der Ruhe und des Rückzugs, in dem man sich auf das Besinnen und Reflektieren konzentriert. Es heisst, dass in diesen Nächten die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen – eine Zeit, in der das Mystische das Alltägliche berührt. Das mag für manche mysteriös und geheimnisvoll erscheinen, aber letztendlich laden sie uns ein, die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erkunden und zu feiern.

In vielen alten Überlieferungen und Sagen heisst es, dass in diesen Nächten besondere Wesen und Geister ihr Unwesen treiben oder dass man durch bestimmte Rituale Einblicke in die Zukunft erlangen kann.

Die Sperrnächte werden von vielen Menschen genutzt, um Rituale der Reinigung und des Loslassens zu praktizieren. Es ist eine Zeit, um das alte Jahr zu verabschieden und Platz für Neues zu schaffen. Menschen entledigen sich von Ballast und bereiten sich auf das kommende Jahr vor – sei es durch Rituale des Räucherns, Meditieren oder einfach durch das Aufschreiben von Zielen und Wünschen für die Zukunft.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Rauhnächte ist die Gemeinschaft. Viele Kulturen und Familien kommen in dieser Zeit zusammen, um gemeinsam zu feiern, Rituale durchzuführen und sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist eine Zeit des Zusammenhalts und des Teilens von Geschichten und Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Rauhnacht-Rituale

Es gibt unzählige Rituale für die Rauhnächte. Solltest du Einsteiger*in sein, gebe ich dir hier ein paar Anregungen und lade dich ein, nach deinem Gefühl zu entscheiden:

  • Fragen, die du dir stellen kannst:
  • Wie war das zu Ende gehende Jahr für dich?
  • Welche schönen Erinnerungen nimmst du mit?
  • Was möchtest du loslassen?
  • Hast du deine Wünsche erreicht? (Falls nicht, gehe nicht hart ins Urteil mit dir selbst)
  • Was wünschst du dir für das neue Jahr?

Rituale

  • Schreibe vor den Rauhnächten zwölf Zettel, mit Dingen, Gefühlen oder Verhalten, die du im kommenden Jahr nicht mehr haben oder machen möchtest. Mache nun dasselbe mit Wünschen, die du dir für das neue Jahr hast. Mit Beginn der Rauhnächte nimmst du jeden Tag je einen Zettel, denkst darüber nach, was es dir bedeutet und ob du bereit bist zum Loslassen bzw. anzunehmen. Verbrenne den Zettel mit den Altlasten, lass bewusst los. Verbrenne nun auch den Zettel mit deinem Wunsch, das Feuer und der Rauch übergeben ihn ans Universum.
  • Rauhnächte sind oft traumintensive Zeiten. Schreibe deine Träume auf, wenn du dich an sie erinnern magst. Notiere dir ansonsten, wie du dich im Traum gefühlt hast; war es Freude, Liebe oder Angst geprägt?
  • Verzichte so oft du kannst auf News aus der Welt. Sie lenken dich von dir selbst und deinen Themen ab.
  • Gehe in die Natur und nimm mit allen Sinnen wahr. Entdecke die ersten Knospen, rieche den Duft in den Wäldern, von der Erde und den Pflanzen.
  • Räuchere, immer wieder. Deine Wohnung, das Haus, dich selbst, deine Lieben.

Mögen wir diese Zeit nutzen, um unsere Herzen zu öffnen, Altes loszulassen und gespannt auf das zu blicken, was das neue Jahr bringen mag.

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